Interview mit Simon Pearce

(Januar 2024 München)

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Bayerische Kultserien: Simon, eigentlich wollte ich es jetzt nicht als erstes thematisieren, aber weil wir gerade schon davon geredet haben: Hat der Freund und Schauspielkollege Frederic Linkemann immer noch nicht „Monaco Franze“ gesehen? (siehe unser Interview)

Simon Pearce: Es ist immer noch so und ich bin auch wirklich sauer auf ihn. (lacht) Er hat nach eurem Interview auch zu mir gesagt „Wir müssen das jetzt echt mal machen!“. Ich schaue es auch gerne mit ihm zusammen an. Ich weiß gar nicht wie oft ich die Folgen mittlerweile schon gesehen habe. Auf jeden Fall muss er das jetzt mal machen! (lacht)

B K: Was war der konkrete Auslöser für Dich, sich für den Schauspielberuf zu entscheiden?

S P: Im Endeffekt wollte ich das immer schon. Auch während meines Studiums (Lehramt) hatte ich eigentlich immer im Kopf, dass die Bühne eher was für mich wäre. Es zuerst nicht zu machen, war eine aktive Vernunftsentscheidung, nach dem Motto: „Erst mal was Anständiges“. Auslöser war dann der Tod meines Vaters. Nicht weil er mir es verboten hätte, im Gegenteil, sondern weil ich einfach gemerkt habe: Du musst das machen, worauf du Lust hast. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Follow your dreams! Auch wenn der Weg vielleicht ein bisschen steiniger ist als der andere. Ich bin sehr froh darum.

B K: Deine Mutter war eine bekannte Schauspielerin und Sprecherin. Gab es bei Dir dahingehend bedenken, dass man deshalb ein besonderes Augenmerk auf Dich richtet?

S P: Ich glaube nicht, dass viele Leute daran gedacht haben, zumal man vom Aussehen nicht unbedingt erkannte, dass sie meine Mutter ist. Aber mir was das einfach wurscht. Ich wollte das ja trotzdem machen und da hätte ich mich von solchen kleinen Bedenken auch gar nicht abbringen lassen.

B K: Gab es Phasen, wo Du das mal bereut hast?

S P: Nie. Das Einzige, was ich bereut habe, ist dass ich dieses Studium angefangen habe und nicht auf einer staatlichen Schauspielschule war. Das wäre schon nochmal eine hochwertigere Ausbildung gewesen. Zugetraut hätte ich mir das auch. So kam es eben über Umwegen dazu, aber so ist es in meinem Leben öfter. Dinge passieren einfach immer. Die Comedy war auch etwas, wo ich erst die Angst vor der eigenen Courage überwinden musste. Generell habe ich die Einstellung, dass es nichts bringt zurückzuschauen und zu bereuen, weil mir das nichts bringt. Ich lebe immer gerne im aktuellen Zustand, in dem ich mich befinde.

B K: Wenn ich das richtig gelesen habe, dann hast Du schon als 10jähriger bei „Zwei Münchner in Hamburg“ mitgespielt.

S P: Ja. (lacht) Das kam sogar erst neulich wieder. Eine Freundin, die aus Ostfriesland kommt, hat mir da ein Videoschnipsel geschickt. Wahrscheinlich lief da eine Wiederholung beim NDR. Sie meinte zu mir „Sag mal bist das du?“ (lacht) Bei dem Ausschnitt rede ich gerade als 9 oder 10jähriger mit der Enzi Fuchs.

B K: Enzi Fuchs, Elmar Wepper, Uschi Glas…

S P: …und Simon Pearce. Die großen Vier! (lacht)

B K: Wie war das für Dich damals mit so großen Namen zu spielen? Oder war das durch Deine Mutter relativ normal?

S P: Die Mama hat mir schon gesagt, dass es bekannte Schauspieler sind, aber das ist ja so abstrakt für einen 10jährigen. Für mich wäre es krasser gewesen, wenn da Jay-Jay Okocha gestanden wäre, mit dem ich etwas anfangen hätte können, oder Captain Future. (lacht) So war mir das aber eigentlich egal.

 

Ausschnitt "Zwei Münchner in Hamburg", Folge: Medaillen für den Michel

B K: In diesem Jahr sendet der BR das Format „Lebenslinien“ mit Dir. Gedreht wurde das Ganze, als Deine Mutter Christiane Pearce-Blumhoff, die erst im November verstarb, noch lebte und auch zu sehen ist. Wie Emotional war das für Dich?

S P: Sehr! Die “Lebenslinien” war schon zuvor eines meiner Lieblingsformate. Es ist schon allein beim Drehen sehr emotional, weil dieses aktive erinnern einen mitnimmt. Wie war das damals auf dem Gymnasium? Wie war das nochmal, als ich 14 Jahre alt war? Mit meinen alten und immer noch Freunden nach Puchheim zu kommen, zu meinem Elternhaus zu gehen, wo ich aufgewachsen bin und für mich dort immer noch mein Papa sehr präsent ist, das war schon sehr emotional. Und das Anschauen natürlich nochmal, weil eben meine Mama dort zu sehen ist, die kurz darauf verstarb. Deswegen musste ich auch gerade bei dem kleinen Trailer weinen.

@instagram/simonpearce

B K: Verständlich! Lass uns über ein freudigeres Thema reden: „Neue Geschichten vom Pumuckl“. Gerade haben wir über einige Ikonen der bayerischen Film- und Serienlandschaften gesprochen und nun hast Du bei einer Fortsetzung von einer DER Kultserien überhaupt mitgespielt. Hättest Du Dir das jemals gedacht?

S P: Nein! Meine Mutter hat mal bei einem Pumuckl-Hörspiel (tatsächlich waren es zwei: “Der rätselhafte Hund” und “Pumuckl und der Wellensittich”) mitgesprochen und das war für mich bis ins späte jugendliche Alter ein absolutes Highlight. Das ich selber mal bei einer Pumuckl-Folge mitspielen darf ist wahnsinn und das sage ich jetzt nicht nur wegen dieses Interviews. Dann auch noch mit dem Rosi (Marcus H. Rosenmüller), der ein wirklich unfassbar lieber Mensch und toller Regisseur ist. Mir haben auch schon total viele Leute deswegen geschrieben, auch wenn ich ja noch andere Sachen gemacht hab. (lacht) Das Wort “Ritterschlag” kam da öfter vor. Gefühlt haben das alle Leute gesehen, aber der Pumuckl ist halt einfach was für Groß und Klein. Wir reden da über eine wirklich kleine Rolle in einer Episoder, aber die Leute flippen aus, als hätte ich beim Superbowl die Halbzeitshow gemacht. (lacht)

B K: Ist ja auch toll gemacht und ich denke viele hoffen, dass es bald weitergeht.

S P: Ich auch und... (rückt mit lauterer Stimme näher ans Mikro) das der Angler (Simons Rolle in der Episode) vielleicht auch mal zum Eder kommt und (überlegt) vielleicht mal ein Bett geschreinert bekommt oder so. Angler angeln ja nicht nur...  Bitte senden an: Marcus H. Rosenmüller. Danke! (lacht)

© RTL/NEUESUPER, RTL/Luis Zeno Kuhn

B K: Wann gab es die Entscheidung, nicht nur Schauspieler sein zu wollen, sondern auch Comedian?

S P: Ich war immer schon der Klassenclown, habe gerne Leute zum Lachen gebracht und konnte gut einen Raum für mich einnehmen. (grinst) Auf die Bühne habe ich mich aber nie getraut, auch wenn meine Freunde gesagt haben “Simon, du musst Comedy machen!”. 2014 hat dann ein Kumpel von mir in einer Bar eine Comedyshow gestartet, einfach aus Lust und Laune heraus. Dafür hat er dann einen Moderator gebraucht und meinte “Simon, mach du das doch!”. Das war dann eben nicht nur die Namen der Leute ankündigen, sondern auch das erzählen von kleinen Geschichten zwischendurch. Bei einer Show war dann mal jemand von Constantin Entertainment im Publikum, die sich eigentlich jemand anderen anschauen wollten. Tja, und so kam es, dass ich kurz darauf einen Anruf bekam, der ungefähr so lautete: “Hallo, hier ist die Frederike von der Constantin. Wegen deiner Anreise nächste Woche...” (lacht) Ich musste dann innerhalb einer Woche eine sieben Minuten-Nummer schreiben. So passiert das bei mir. Das ist mein Leben und ich brauch das auch so. Ich kann nicht gut aquirieren, Klinken putzen oder mich bei Veranstaltungen an Leute ranschmeißen. Meistens passieren die Dinge einfach, weil ich zufällig mit irgendjemand quatsche, ohne zu wissen wer oder was die Person macht.

B K: Spielst Du auch noch Theater?

S P: Würde ich gerne wieder, aber das ist mir der Comedy tatsächlich schwierig, weil ich mir schon allein den sechswöchigen Probezeitraum nicht blocken kann.

B K: Was machst Du denn von allem am liebsten?

S P: Ich mag eigentlich alles. Gerade spreche ich Martin Luther King in einer Disney-Serie als Synchronsprecher, das macht auch sehr viel Spaß. Auf der Bühne zu stehen ist irgendwie schon das Schönste, weil ich da mein eigenes Ding machen kann und vielleicht auch am meisten ich bin. Aber ich drehe auch sehr gerne, oder spiele Theater.

B K: Die Bühne würdest Du also nicht mehr aufgeben wollen.

S P: Nein, auf keinen Fall. Das Schönes ist, dass man mit allem auch in den anderen Bereichen wächst. Ich behaupte mal, dass ich durch die Bühne auch ein besserer Schauspieler vor der Kamera geworden bin. Das hat auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Sich nicht zu hinterfragen, während man spielt, sondern einfach machen, wie man denkt das es gut ist. So mache ich es auf der Bühne und so sollte es beim Schauspiel auch sein. Was nicht heißt, dass man sich nicht inszenieren lassen kann oder soll. Nur eben nicht von Beginn daran zu denken, wie andere einen haben wollen, sondern wie ich es machen würde. Ein Regisseur sagt einem dann ja immer noch was man anders machen könnte und das ist dann auch cool. So ist es am authentischsten.

 

Simon Pearce im Vereinsheim München

B K: Gibt es im Schauspielfach Leute, die Du sehr bewunderst?

S P: (überlegt) Es gibt so viele gute Schauspieler, das ist schwer zu sagen. Morgan Freeman fand ich immer toll, weil er es, genauso wie z.B. Michael Cane, schafft sehr viel mit den Augen zu spielen. Das hat mich immer fasziniert. Das hat meine Mutter auch immer gesagt: “Du musst manchmal einfach nur daran denken!”. Das machen solche Schauspieler total gut. Nicht viel tun, aber man sieht quasi was sie denken und glaubt es ihnen. Wenn man jemand traurigen spielt, dann ist es auch nicht die Kunst die Mundwinkel nach unten zu ziehen, sondern wenn man die Trauer in seinen Gedanken sehen kann. Der Anblick von jemanden, der gegen Trauer ankämpft ist z.B. viel intensiver, als wenn jemand Tränen in den Augen hat.

B K: Hast Du Dir in dem Bereich viel Rat von Deiner Mutter geholt oder Tipps geben lassen?

S P: Ja, Tipps geholt, oder sie hat mir ungefragt Tipps gegeben. (grinst) Das war schon immer ein guter Austausch. Wir haben einmal zusammen gedreht, da meinte sie “Ich kann das nicht.”, weil sie immer die ganze Zeit auf mich schaut und sich total vergisst. (lacht) Aber das ist schon lange her.

B K: Du gibst dieses Interview für Bayerische-Kultserien.de und da muss ich natürlich auch nach „Kanal Fatal“ fragen…

S P: (lacht)

© BR/Conny Stein

B K: Das hast Du doch auch sehr lange gemacht und es war ja etwas total anderes. Wie waren da die Dreharbeiten?

S P: Ich hatte neulich auch mit der Vroni (Veronika von Quast) eine Sendung gehabt. Es waren glaube ich fünf Jahre, bei denen ich da dabei war. Lustigerweise habe ich heute beim Frühstück von meinen Google-Fotos eine Erinnerung bekommen, wo ich schwarz geschminkt war und hochgestellte Haare hatte. Damals hatte ich noch Dreadlocks. Ich habe dann überlegt wann und für was das war. Da habe ich damals als “Gustl” von Kanal Fatal eine Explosion abgekriegt. (lacht) Der Humor und die Darstellung war eben einfach so ein bisschen der 80ies Style. Aber es war total lustig, weil da einfach sehr viel machen konnte. Mal bin ich durchs Studio geflogen, musste mit einem Segway fahren oder hatte andere Stunts. Das war sehr witzig. Die Vroni selber war ja auch so ein Star aus meiner Kindheit. “Kanal Fatal” war da ja schon sehr bekannt und so war auch das für mich so ein kleines “Ritterschlägchen”. (lacht)

 

B K: Glaubst Du so ein Format könnte heutzutage noch funktionieren?

S P: Ja, nur anders halt. Generell finde ich so etwas schon cool. Es gibt in den USA z.B. Sachen wie die “Eric Andre Show”, was auch einfach mal komplett durchgeknallt ist. Einfach “Tohuwabohu”, die Sendung gab’s ja auch mal früher. Weg von allen Regeln und Konventionen, einfach was verrücktes. Nur heutzutage vielleicht einfach mit einem anderen Look. Mir fehlen da aktuell ein bisschen die innovativeren Formate. Die Late Night Shows, die es vielleicht gibt, gleichen sich ja doch meistens im Ablauf und das wäre mal was anderes.

B K: Simon, den „Monaco Franze“ haben wir ja schon geklärt, aber gibt es sonst für Dich noch bayerische Lieblingsserien, die Du gerne siehst?

S P: Was ich auch immer gerne empfehle, aber selber nur einmal durchgeschaut habe, ist die “Löwengrube”. Da wird Geschichte am einfachen Bürger gezeigt und wie das Leben ausgesehen haben könnte, während das Kaiserreich in die Weimarer Republik überging und was sich in der Hitlerzeit bis zum Putsch abgespielt hat. Das finde ich schon sehr gut, auch wenn es jetzt keine lustige Serie ist. Ein fantastischer Jörg Hube, oder auch Alexander Duda als Bruder und ekelhafter Goebbels-Verschnitt. Großartig. (überlegt) Ich muss es gleich meiner Frau sagen, das schau ich mir wieder an. Danke für die Inspiration. (lacht)

B K: Sehr gerne! Danke Dir für das Gespräch!

S P: Auch sehr gern.

 

 
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