Interview mit Tim Seyfi

(Januar 2025 München)

Zur Premiere des neuen München-Tatorts "Charlie".

© Luis Zeno Kuhn

Bayerische Kultserien: Meine erste Frage bezüglich des neuen München-Tatorts ist: Hast Du selber gedient?

Tim Seyfi: Nein, ich musste nicht dienen. Ich hatte das Glück, dass ich zu einem guten Zeitpunkt die Staatsbürgerschaft von Türkisch auf Deutsch gewechselt habe. Da musste ich weder zum türkischen Militär noch zum deutschen. Da war ich so ca. zwischen 27 und 28 Jahre und für die Bundeswehr zu alt. Und für die Türken war ich kein Türke mehr. Glück gehabt! (lacht)

B K: Wie oft hast du beim „Tatort“ schon mitgespielt?

T S: Ich glaube das war mein achter oder neunter. Bald habe ich die zehn voll. Quer durch die Republik. (lacht) Für den Münchner Tatort war es die dritte Beteiligung glaube ich.

"Tatort - Charlie" © BR

B K: Spielst Du lieber den Guten, oder den Bösen?

T S: (grinst) Wenn man mich anschaut, dann fällt einem wohl eher der Böse ein. Aber die lieben und herzlichen, sind ja auch immer die guten Bösen im normalen Leben. (lacht) Bei meinem markanten Gesicht und der Nase, denkt man halt an einen gefährlichen Typen, weshalb ich durchaus solche Rollen verkörpere. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mich auch jedes Mal freue, weil das meistens die viel spannenderen Figuren sind.

B K: Viele Kollegen von Dir sagen ja auch, dass ein „Oaschloch“ meistens die schönere Rolle ist.

T S: Ich werde eher für meine Rollen als „Bad Guy“ beneidet, als umgekehrt, das stimmt schon. So eine Figur bietet dann auch mehr Möglichkeiten, denn ich kann ja auch wahnsinnig nett UND ein großes Arschloch sein. (grinst) Ich bin zuckersüß und gleichzeitig denke und mache ich schlimme Sachen. Das ist schon ganz cool. Außerdem bin ich froh, wenn ich all meine dunklen Seiten im Film abladen kann und mich dort austobe. Dann kann ich im normalen Leben ein ganz Lieber sein. Zumindest bemühe ich mich. (lacht)

B K: Du warst auch schon mal ein sehr beliebter Kommissar, nämlich der „Kommissar Pascha" bei den beiden Verfilmungen der Romane von Su Turhan. Es wird immer wieder gefragt, warum es hier keine weiteren Filme gab.

T S: Da muss man die Verantwortlichen fragen, ich fand es auch schade. Neben den besonderen Geschichten wäre es gerade in heutigen Zeiten wichtig, auch eine Figur zu haben, die Münchner ist, aber gleichzeitig nicht seine türkischen Wurzeln ablegt und diesen Spagat so gut hinkriegt. So wie es bei mir ja auch ist. Ich bin Münchner, aber ich bin auch Türke. Ich habe bayerische und deutsche Angewohnheiten und Traditionen, die ich pflege, genauso wie die anderen. Da war der Kommissar Pascha eigentlich perfekt. Ich glaube wir waren der Zeit vielleicht auch ein bisschen voraus, denn würden die Filme jetzt veröffentlicht werden, wäre der Blick darauf vielleicht ein anderer.

B K: Wenn es ein „Revival“ bzw. eine Fortsetzung geben würde, dann wärst Du dabei, oder?

T S: Ich hätte da nichts dagegen. Auch nicht, wenn viele Leute und Zuschauer nachfragen, wo der „Pascha“ bleibt. (lacht)

 

B K: Bleiben wir doch gleich mal bei bayerischen „Gewohnheiten“. In unserem Interview mit Darsteller Michael A. Grimm, einem Kollegen von Dir aus der Serie „Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern“, haben wir erfahren, dass Du glühender Fan des Vereins bist. Auch bei der Premiere beim Filmfest hat man Dich mit FCB-Trikot gesehen.

T S: (guckt stolz) Ja, ich bin nicht nur Fan, sondern auch Mitglied des FC Bayern.

B K: Wie findest Du denn hat er den ehemaligen Präsidenten Wilhelm Neudecker gespielt?

T S: Grandios! Neben der Tatsache, dass Michi ein ganz toller Mensch ist, ist er auch ein unfassbar toller Schauspieler. Ich liebe es mit ihm zu spielen und würde das gerne viel öfter tun, weil er wirklich ein außergewöhnlich guter Darsteller ist. Ich würde mir wünschen er hätte viel mehr Möglichkeiten seine Fähigkeiten preiszugeben. Für mich einer der besten, das wage ich jetzt mal so zu sagen.

B K: Glaubst Du „Gute Freunde“ könnte fortgesetzt werden?

T S: Ich hoffe es sehr. Es gibt ja jetzt die Dokumentation „FC Hollywood“ und die 80er und 90er des FC Bayern wären sicher ebenfalls sehr interessant. Ob es dahingehend Planungen gibt, weiß ich nicht genau.

B K: Ich muss dich nach einer weiteren Serie fragen, die ebenfalls bei den Fans sehr gut ankam und das ist „Kohlrabenschwarz“. Die dritte Staffel als Hörbuch wird bereits eingesprochen. Wann geht es mit der Serie weiter?

T S: Warten wir mal ab. Ich glaube dahingehend gibt es Gespräche. Auch hier würde ich mich wahnsinnig freuen, denn das war auch so eine außergewöhnliche Geschichte. (überlegt) Ich merke gerade, dass es oft die bayerischen Projekte sind, die so besonders sind. (lacht)

B K: Das ist ja auch gut so.

T S: (lacht) Allerdings, das taugt mir auch. Drücken wir die Daumen, dass „Kohlrabenschwarz“ fortgesetzt wird. Manchmal ist es ein Rätsel, warum beliebte Dinge nicht weitergemacht oder von Sendern nicht weiter produziert werden. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. (grinst)

B K: Deine Rolle dort war auf jeden Fall großartig.

T S: Dankeschön!

 

B K: Auf welche Rolle wirst Du denn am meisten angesprochen?

T S: (überlegt lange) Puh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich arbeite auch viel international, deswegen ist das schwierig zu sagen. Ich habe neulich einen Guy Ritchie-Film gemacht, dann haben mich natürlich viele darauf angesprochen. Das war aber ein ganz anderer und jüngerer Schlag von Leuten. Das kommt auch darauf an, ob es Fernsehgucker sind oder Streamer. Drehe ich etwas Bayerisches, dann ist es natürlich das. Klar ist z.B. „Wer früher stirbt ist länger tot“ etwas, das jeder aus Bayern mit sich trägt und auf den ich sehr oft angesprochen werde. (überlegt weiter) Ich muss mal länger über diese Frage nachdenken, denn es ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Ich habe auch bisher immer geschaut, dass sich Dinge nicht immer wiederholen. Vielleicht mache ich es den Leuten damit auch etwas schwerer, weil ich nicht etwas immer wiederholt spiele.

B K: Irgendwann wird es ja der Kommissar Pascha werden.

T S: Dein Wort in Gottes Ohr. (lacht)

B K: Ich habe Dich ja schon mal gefragt, aber mal sehen, ob es noch die gleiche Antwort ist. Was ist Deine bayerische Lieblingskultserie?

T S: Der „Monaco Franze“. Ich kann es immer wieder gucken. Und zwar mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich hätte so gerne mal den Helmut Fischer kennen gelernt und gerne erfahren, wie er die Rolle angegangen ist und interpretiert. Dietl und Fischer war natürlich eine Kombi vor dem Herrn. Zusammen mit allen anderen Darstellern. Ich war als Kind schon unfassbarer Fan, noch bevor ich mit der Schauspielerei angefangen habe. „Monaco Franze“ bleibt auf ewig mein bayrischer Kini. Und es gibt nur einen. (lacht)

B K: ein perfekteres Schlußwort gibt es nicht. Vielen Dank Tim!

T S: Stimmt. (lacht) Bitte sehr.

 
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