Interview mit
Stephan Zinner
(02.12.2024)
Beim BR Budenzauber und im Vorfeld des neuen
„Polizeiruf 110 – Jenseits des Rechts“. Ausstrahlung am 29.12.2024, 20:15
Uhr im Ersten. |
© Nils Schwarz |
Bayerische Kultserien:
Kommissar, Metzger, Pfarrer. Gibt es etwas, dass Du nicht spielen würdest?
Stephan Zinner:
überlegt)
Ich
weiß nicht, ob ich etwas nicht spielen würde. Wahrscheinlich eher wenn ich der
Meinung wäre, es wäre schlecht geschrieben. Aber eine bestimmte Berufsgruppe
deshalb nicht zu spielen, wäre ein Schmarrn. Wenn so ein Angebot kommt, dann
müsst ich mir das also anschauen. Momentan bin ich mit Metzger, Pfarrer und
Polizist sehr zufrieden Am 12. Februar bin ich übrigens als Bestatter im BR-Film
"Querschuss" im Ersten zu sehen. Und jetzt schau ma mal, was dann noch kommt.
(grinst)
B K:
Auch
Rollen, die nach Außen hin nicht die sympathischsten sind?
S Z:
Mit Verlaub
sind ja auch die „Oaschlöcher“ die geileren Rollen. (lacht) Das sind
Rollen, die dich schauspielerisch fordern und oft die meiste Substanz haben.
B K:
Auch
Mörder, Kinderschänder oder Vergewaltiger?
S Z:
Das würde
darauf ankommen, wer es macht und wie es gefilmt wird. Es gibt immer Drehbücher,
die gut oder nicht so gut sind und darauf kommt es dann an.
B K:
Du bist
ja aber meistens der lustige Sympathikus. Wie ist das wenn Du Leuten auf der
Straße begegnest. Gerade durch die Rolle bei den Eberhofer-Filmen als Metzger
Simmerl, könnte ich mir vorstellen, erwartet man immer was Lustiges von Dir.
Nervt das vielleicht sogar manchmal?
S Z:
(überlegt)
Irgendwie komm ich mit den Leuten ganz gut aus. Die erwarten nicht immer
Lustiges. Mein Bekanntheitsgrad ist sehr angenehm. Ich glaube da gibt es andere,
bei denen ich mir denke „Puh, das wär nix für mich“. (lacht) Deswegen ist
der Umgang mit mir eigentlich zu 99% sehr respektvoll, und ich komme gar nicht
in die „Jetzt mach mal einen Witz“-Situation. Und wenn ich jetzt z.B. ein
Kabarett-Programm aufgeführt habe und die Zuschauer danach treffe, dann habe ich
ja auf der Bühne schon einiges an Humor abgearbeitet. (lacht)
Andererseits schnauze ich die Leute aber auch nicht ständig an, sonst würde ich
zurecht einen schlechten Eindruck hinterlassen. Aber so wie es ist, passt mir
das ganz gut.
Bild: BR/PROVOBIS Gesellschaft für Film und Fernsehen mbH
/Hendrik Heiden
B K:
Mittlerweile erscheint jetzt mit „Jenseits des Rechts“ schon der sechste Fall
beim „Polizeiruf 110“ mit Dir und der dritte mit Deiner neuen Kollegin Johanna
Wokalek. Wie gut seid Ihr schon eingespielt?
S Z:
Sehr gut.
Johanna ist
super. Über das schauspielerische Können von ihr müssen wir glaube ich nicht
diskutieren, da ist das Level schon sehr hoch. Ich habe nicht gewusst, was für
eine Kollegin mich da erwartet, aber sie ist eine sehr nette Person und eine
richtig coole Frau, mit der man auch gerne mal eine Halbe trinkt. (grinst)
Es macht Spaß.
B K:
Im Film
und bei Serien hat man öfter mit den gleichen Kollegen zu tun. Sind Deine
anderen Tätigkeiten wie beim Kabarett auf der Bühne zu stehen oder ein Buch zu
schreiben, dann eine gute Abwechslung und ist Dir das wichtig?
S Z:
Die
Abwechslung ist für mich ein absolutes Luxusgut. Es kommt ja auch öfter die
Frage, was mir denn lieber wäre: Drehen, Schreiben, Kabarett oder Theater. Ich
kann dann immer nur sagen, dass diese Abwechslung, die ja auch nicht jeder hat,
für mich Luxus ist. Darum freue ich mich nach einer langen Tour auch darauf, mal
wieder nicht reisen zu müssen und vielleicht mal eine Woche in München zu
drehen, wo ich dann mit dem Fahrrad hinfahren kann. Alles hat seine Vor- und
Nachteile und der Wechsel ist super.
B K:
Der
„Polizeiruf 110“ ist noch nicht Deine längste Reihe, wenn man mal die
Eberhofer-Filme dazu zählt. Beim Tatort hören jetzt nach dem 100. Fall Batic und
Leitmayr auf. Machst Du mit Deiner Rolle des Dennis Eden beim Polizeiruf die 100
Folgen voll?
S Z:
(lacht)
Ich glaube wir können hochrechnen, dass das schwierig werden wird. (lacht)
Ich kann momentan nur sagen, dass ich mich da sehr wohl fühle und wir bzw. die
tolle Redaktion, auch gute Ideen haben für weitere Fälle. Natürlich kommt es
darauf an, ob die Zuschauer auch zukünftig dabei sind. So ist das nun mal in dem
Geschäft. Die Planungen laufen schon ein paar Jahre voraus und wir… (überlegt)
wenn ich Fußball schaue, dann bin ich immer genervt von der Floskel „wir schauen
von Spiel zu Spiel“ (lacht), deswegen wäre es saublöd, wenn ich das jetzt
auch sage. Wir schauen „von Fall zu Fall“. (grinst)
B K:
Aber Du
kannst Dir vorstellen das länger zu machen?
S Z:
Mir
macht das viel Spaß. Natürlich kann sich immer was ändern, aber es passt als
Team super. Sowohl mit Verena Altenberger davor, als auch jetzt mit Johanna
Wokalek. Wenn jetzt Kolleginnen oder Kollegen dabei wären, die ich nicht immer
wieder gerne sehen würde, wäre es vielleicht anders. So was gibt’s ja auch mal.
(grinst) Dann wäre ein kürzeres Zeitfenster wahrscheinlich besser, aber
so passt es und ich plane länger. (lacht)
Bild: Constantin
Film
B K:
Bei
unserem früheren Interview hast Du mal gesagt, man muss nicht immer mit allen
Kollegen gut können.
S Z:
Das
stimmt auch. Muss man nicht. Aber gerade bei so einer Konstellation, wo es ja
auf das Zusammenspiel und das Zwischenmenschliche ankommt, dann schadet es nicht
wenn man sich einigermaßen versteht. Gerade dann, wenn man etwas schon länger
macht. Und wir verstehen uns sehr gut.
B K:
Apropos
Zusammenspiel. Bei den Eberhofer-Filmen ist das nach wie vor so?
S Z:
Da
kann ich mich nur wiederholen: Wir haben kein „Oaschloch“ dabei. (lacht)
Ich freue mich wenn es wie geplant nächstes Jahr weitergeht und auf die Truppe
und Regisseur Ed Herzog zu treffen.
B K:
„Himmel, Herrgott, Sakrament“ hat viele begeisterte Reaktionen hervorgerufen und
war auch quotentechnisch ein Erfolg. Wann geht’s weiter?
S Z:
Es
wird an der Realisation des Projektes gearbeitet und man kann im Frühjahr 2025
genaueres mitteilen.Ich weiß aber, dass Franz (Regisseur Franz X. Bogner)
schon länger an den Büchern sitzt
B K:
Dann
gehe doch für uns in die Rolle des Pfarrers und sage „ich glaube schon“.
S Z:
Ich
glaube UND hoffe es geht weiter. (lacht)
B K:
Du
hast uns auch mal verraten, dass Du die Serie „Irgendwie und Sowieso“
geliebt hast. Warst Du aufgeregt, als Du die Hauptrolle in einer Serie von
Franz X. Bogner bekommen hast?
S Z:
Ja.
B K:
Wie
ist die Arbeit mit ihm?
S Z:
Sehr gut,
auch wenn er natürlich schon eine Marke ist. Im positiven Sinne. Es schadet
nicht, wenn man mit dem Franz länger arbeitet, weil er seinen gewissen Stil
hat und man diesen auch ein bisschen kennenlernen muss. Da geht es nicht um
laut oder leise oder so etwas. Es ist einfach die Art vom Franz, die ich als
sehr schauspielerfreundlich empfinde. Er lässt mich zwischendurch mal in
Ruhe und wenn er etwas ganz genau haben will, dann steht und sitzt auch
alles. Man muss von ihm sowohl die langen Sätze verstehen, als auch das
typisch bognerische „Passt scho!“ oder „Naja, lauter!“ Damit komme ich als
Bayer aber sehr gut klar. (lacht) Deswegen freue ich mich wirklich,
wenn wir jetzt… also wenn es weitergehen sollte… (lacht), das zweite
Mal miteinander arbeiten. |
© BR/ORF/maze pictures
GmbH/Barbara Bauriedl |
B K:
Du
spielst viele Dialektrollen. Bist Du ein Heimatverbundener Mensch?
S Z:
Ja,
wer meine Tourdaten anschaut, der sieht ja, dass die Termine alle in Bayern oder
mal drüben bei den Österreichern sind. Ich mag den Freistaat mit allen seinen
Eigenheiten sehr gern. (grinst) Auch alle Regionen, denn Bayern ist ja
noch dazu richtig groß.
B K:
Dein
Kollege Sebastian Bezzel ist ja in Hamburg ansässig. Wäre das was für Dich?
S Z:
Selber schuld! (lacht) Nein, Sebastian hat ja mit seiner bezaubernden
Frau auch einen guten Grund dort zu sein. Ich mag nicht dahin. (lacht)
B K:
Wie
immer habe ich als Abschluss die Frage nach Deiner persönlichen bayerischen
Lieblingsserie. Die hatte ich auch schon mal, aber damals hast Du gleich mehrere
genannt. Ich hätte gerne, dass Du Dich für eine entscheidest.
S Z:
Oh.
(überlegt länger) Dann ist es „Monaco Franze“.
B K:
Warum?
S Z:
Weil die Faschingsfolge mit das Beste ist, was ich jemals gesehen habe.
(lacht)
B K:
Vielen
Dank und einen schönen Abend.
S Z:
Den
wünsch ich Dir auch. |