Premiere „Ausgrissn! - In der Lederhosn nach Las Vegas“

Rein in die Lederhosn, rauf auf die Zündapp-Oldtimer und ab mit 40 km/h nach Las Vegas! 

Zwei Jahre ist es her, dass in Lengdorf die große Reise gestartet wurde. Auch wir haben mitgefiebert und auf ihrer Facebook-Seite die Wittmann-Brüder bei ihrem ambitionierten Vorhaben begleiten können. Julian und Thomas hatten ja auch nicht irgendein Ziel. Die Metropole Las Vegas sollte es sein. Und auch nicht mit dem Auto oder bequem mit dem Wohnmobil, sondern mit zwei blauen Zündapps C50 Super, Jahrgang 1968 und 1969, namens "Alma" und "Berta". Höchstgeschwindigkeit: 40 Stundenkilometer. Klingt total verrückt?

Bei ihrer Kinotour zur Premiere des Films haben wir die Brüder befragt...

 

 

© MajesticSunseitn / Markus J. Schindler

 

Bayerische Kultserien: Ihr habt Euren Film in einer schwierigen Zeit ins Kino gebracht. Menschen auf der ganzen Welt haben Einschränkungen und sind mal mehr, mal weniger von den notwendigen Maßnahmen betroffen. Wissen konntet Ihr das zwar vorher nicht, aber vielleicht ist es ja genau der richtige Zeitpunkt einen Film über das Gefühl von Freiheit und Reisen zu zeigen?

Thomas Wittmann: Irgendwie ist das ja auch das Schöne daran, dass die Leute hier 96 Minuten etwas aus dem Alltag fliehen können. Wenn man das gerade als Alltag bezeichnen will, mit Masken tragen, Einschränkungen usw. Wir hören da auch immer wieder, dass es gut ist, hier mal eineinhalb Stunden etwas anderes sehen zu können.

Julian Wittmann: Es weckt halt auch ein bisschen Fernweh. Letztens kam auch wieder jemand aus dem Film und meinte: „Mensch, am liebsten würde ich jetzt auch gleich wieder irgendwo hinreisen und wegfahren!“ Aber es geht halt momentan einfach nicht.

 

  

© MajesticSunseitn / Kahlstain Fotografie

B K: Ich denke einige Zuschauer lassen sich von Eurem Erlebnis inspirieren…

T W: …und setzen sich auf’s Moped. (lacht)

J W: Wobei es uns ja nicht nur um die Freiheit beim Reisen gegangen ist, sondern um Freiheit generell. So ist auch das ganze Projekt entstanden. Wir wollten unsere beiden Leidenschaften, nämlich das Reisen und das Filmemachen, miteinander verbinden. Das war somit unsere Freiheit, zu sagen: „Des mach ma jetz einfach!“. Wenn jemand anderes nicht unbedingt einen Film machen möchte, sondern sein Traum z.B. schon immer war, eine Bäckerei aufzumachen, dann kann man das genauso sehen. Das meinten wir damit. Einfach zu tun was man mag und vielleicht sein Lebensziel zu verwirklichen.

B K: Was stand denn zuerst fest? Die Reise oder die Absicht einen Film zu machen?

J W: Schon beides eigentlich. Ich habe ja ein abgeschlossenes Studium in Theater- und Filmwissenschaft und habe dann eine Drehbuchausbildung gemacht. Das Thema Dokumentation und wie man Fiktion damit vermischen kann, hat mich dabei schon sehr interessiert. Der Thomas und ich hatten schon vorher was zusammen gemacht. Zum Beispiel unsere Sketch-Videos, der „Wittmann Schmarn“. (schielt zu seinem Bruder rüber und beide lachen) Kann man sich ja mal im Internet anschauen. Auf jeden Fall haben wir uns gedacht, dass es jetzt Zeit ist für ein großes Projekt. Und weil wir beide auch gerne reisen, war das quasi eine Win-Win-Situation, die beiden Leidenschaften miteinander zu verbinden. Wenn es mit dem Film nix wird, dann haben wir zumindest eine coole Reise gehabt und wenn die Reise nicht so schön ist, dann haben wir einen Film. Aber beides war schön! (lacht)

B K: Wer hat denn zuerst die Idee mit Las Vegas gehabt?

T W: Ursprünglich ist der Julian zu mir mit der Idee gekommen, mit einem alten Eicher-Bulldog nach Las Vegas zu fahren. So hat es begonnen. Meine Überlegung war dann schon, dass das schon ganz schön „gach dahergehen“ würde. So ein Bulldog fährt ja gerade mal 20 kmh.

J W: Der Thomas hat halt gleich das Produktionstechnische gesehen. (lacht)

T W: Da der Film bzw. wir in Bayern angesiedelt sind, wollte er auch mit etwas bayerischem fahren. Dann meinte ich „Dann fahr hoid mit’m Moped.“ Ich hatte da noch ein altes Zuhause stehen. Das fand er dann ganz cool. Die weitere Überlegung war dann, dass wir auch miteinander fahren könnten. (grinst) Als wir dann Unterstützung von Sponsoren und z.B. auch der Monika Gruber bekommen haben, ist der Stein ins Rollen gekommen.

 

© MajesticSunseitn / Christian Kastl

B K: Du Thomas hattest also eine Maschine und die andere habt Ihr Euch dann noch besorgt?

J W: Ja, das habe ich in Niederbayern in irgendeiner Scheune gefunden.

B K: Seid Ihr denn auch so Moped-Affin, dass Ihr selber daran schrauben konntet? Ein bisschen muss man sich da ja auch auskennen.

J W: Joa, ein bisschen schon, aber wir hatten jetzt davor nicht so die Berührungen mit Mopeds gehabt, wie ein paar andere aus unserem Freundeskreis. Die haben uns da schon geholfen.

T W: Die Basics kannten wir, aber hätte jetzt zum Beispiel der Motor Probleme gemacht, dann wäre es wohl vorbei gewesen. Dann wären wir wahrscheinlich auch mit nur einem Moped weitergefahren. (lacht)

B K: Das Bayerische war Euch schon wichtig, oder? Im Prinzip funktioniert so ein Film ja auch auf hochdeutsch.

J W: Ja, aber wir wollten ja eine Dokumentation drehen und wenn wir schon vor der Kamera sind, dann müssen wir auch authentisch sein. Alles andere wäre ja ein Schmarrn. (überlegt) Des wär ja lächerlich. (lacht)

T W: Es war tatsächlich so, dass einige gesagt haben, wir sollten doch die vorkommenden Off-Texte hochdeutscher machen, damit wir den Film besser vermarkten können. Aber wir kommen dann einfach nicht mehr echt rüber. Das wäre nicht ehrlich, wenn wir ein komisch, gebrochenes Hochdeutsch reden würden. Das hätte uns keiner mehr geglaubt.

J W: Wir können ja nicht mal a gscheids Englisch! (beide lachen)

B K: Brüder sind ja dann doch auch mal sehr unterschiedlich. Wie war das auf der Reise? Gab es da nicht oft Unstimmigkeiten?

J W: Das werden wir tatsächlich oft gefragt, aber eigentlich gab es die nie. Wir ergänzen uns ganz gut. Wir haben unsere Streitigkeiten schon in der Kindheit hinter uns gebracht. (lacht) Außerdem sind wir ja erwachsen und Erwachsene streiten ja nicht… haben wir gehört. (lacht)

T W: Es war auch gar keine Zeit zum Streiten da, weil wir so viele andere Sachen zu tun hatten.

J W: Durch den Film gab es da schon einen gewissen Druck von außen. Einige Leute haben uns ja ein bisschen was von ihrem Geld anvertraut und wir hatten eine Verantwortung für ein dreiköpfiges Kamerateam während der Reise. Das schweißt schon brutal zusammen.

T W: Wir wollten dem ganzen Team, dass da entstanden ist auch etwas zurückgeben und deswegen den bestmöglichen Film machen. Die haben ja auch viel Zeit und Arbeit rein gesteckt für uns und dieses Projekt.

B K: Konntet Ihr da alle im Team gleich dafür begeistern?

J W: Jeder, den wir gefragt haben war sofort mit dabei. Ob das die Monika Gruber war oder der Setfahrer.

T W: Ein „Nein“ hätten wir aber auch gar nicht akzeptiert! (beide lachen)

 

   

© MajesticSunseitn / Christian Kastl

B K: Ihr habt ja im Film auch jede Menge prominente Unterstützung. Neben der Monika Gruber auch den Winfried Frey, Hans Stadlbauer und auch Werner Rom. Wie kam es dazu?

J W: Ich habe mit dem Winfried davor schon einiges gemacht und er war eigentlich die ganze Zeit schon im Hintergrund mit dabei und uns quasi als Mentor begleitet. Er hat von der ersten Idee an auch Bescheid gewusst und es war sehr gut von Anfang an solche Konstanten dabei gehabt zu haben. Und wenn solche etablierten Größen aus der Branche an uns glauben, dann kann es nicht so schlimm werden. (grinst)

T W: Man muss aber auch sagen, dass es einige aus der Filmbranche gab, die uns abgeraten haben Fiktion und Doku miteinander zu vermischen. Wir haben aber gesagt, wir machen es trotzdem.

B K: Für Euch stand ja auch fest, dass Ihr das Ganze mit Lederhose durchzieht. Hatte das mehr Vor- oder Nachteile?

Beide: Beides eigentlich.

T W: Ich finde aber eher mehr Vorteile. Der Nachteil war klar, man hat halt nur eine kurze Lederhose dabeigehabt. Das war vom Wetter her schon mal ein Problem. Auch wenn die Hose nass war und man am nächsten Tag wieder rein musste. Aber ansonsten… (überlegt) Der Julian hat immer so scön gesagt: „Mia ham ned überlegn müssn wos ma o’ziagn.“ (grinst) Und ich hab es immer geil gefunden einfach die dreckigen Hände an der Lederhose abzustreifen. (lacht) Es hat ja keinen interessiert, dass du immer dasselbe anhast.

B K: Ich nehme an mit der Lederhose sorgt man in den USA vielleicht dann doch ein bisschen für Aufmerksamkeit.

J W: Kommt darauf an wo. Also am Times Square in New York sind wir z.B. nicht aufgefallen. Da waren wir noch am normalsten. (grinst) Aber wenn wir im Landesinneren unterwegs waren natürlich schon. Natürlich auch in Verbindung mit dem Mopeds. Das ist das schon ein Kommunikationsangebot, da kommen die Leute schon auf einen zu.

B K: Was gab es denn da für Reaktionen?

J W: „It’s insane.“ INSANE war das meiste Wort, das wir gehört haben. (lacht)

T W: Die haben ja dort auch nicht so kleine Mopeds. Da fahren sie ja alle gleich mit einer Harley oder einem Rasenmäher-Bulldog, aber eine Zündapp kennt da keiner. (lacht) Die alten Maschinen waren dann schon eine Attraktion.

B K: Mit Lederhosen und Zündapp seid Ihr ja auch gleich mit zwei wahnsinns Kulturgüter aus Bayern dahergekommen.

Beide: (lachen) Stimmt!

B K: Im Moment stehen die USA, vor allem auch immer wieder im Zusammenhang mit dem Präsidenten, im Fokus der Welt. Wie habt ihr persönlich die Amerikaner kennen gelernt?

J W: Es war tatsächlich so, dass man an der Ostküste oder auch in New York gemerkt hat, dass sich viele Leute für diesen Präsidenten entschuldigen wollen. „Sorry for our President“ usw. Wenn wir aber weiter ins Landesinnere gekommen sind, dann haben sie oft gesagt, dass sie keine andere Wahl hatten, weil sie auf gar keinen Fall die Clinton haben wollten. Also haben sie halt Trump gewählt. Der Unterschied von den jeweiligen Gegenden war schon spürbar. Aber generell sind die Menschen dort schon sehr offen. Nicht so wie der Bayer an sich, der erstmal skeptisch ist, wenn man ihm eine Kamera hinhält. (lacht) Da sind die schon kamerageiler, kommen in Scharen daher und lassen sich gern filmen.

B K: Also auch nicht nur schlechte Erfahrungen?

J W: Nein, gar nicht! Klar ist das eine andere Kultur und eine anderer Schlag Mensch, aber immer sehr offen, herzlich und gastfreundlich. Der Unterschied zu Europa und auch speziell zu Bayern ist schon die Oberflächlichkeit, gerade was z.B. auch Freundschaften angeht. Das geht dort nicht sehr in die Tiefe oder ist von langer Dauer.

 

© MajesticSunseitn

B K: Gibt es für Euch beim Filmemachen auch Vorbilder, oder was das angeht bestimmte Personen, die Ihr gerne mögt?

T W: Welche Filme wir schon immer sehr gerne angeschaut haben, war die vom Marcus H. Rosenmüller. Er hat ja den bayerischen Film in einer sehr guten Art vorangebracht. Auch die Art vom Rosi, spricht uns sehr an. Er ist ein Unikat, von dem man schon viel lernen kann.

J W: Ganz große, die wir verehren sind auch Sepp Vilsmaier oder Franz X. Bogner. Wobei der Rosi ja auch schon zu den ganz großen gehört. (grinst)

B K: Mit dem hast Du Thomas ja auch schon drehen dürfen, wenn mich nicht alles täuscht?

T W: Ja, aber „Perlmutterfarbe“ und „Sommer in Orange“.

B K: Euer jüngerer Bruder hat dafür schon unter Franz X. Bogner arbeiten dürfen.

J W: (lacht) Ja er Jonas, das war der „Maxi“ aus „München 7“.

B K: Habt Ihr mit dem großen Anklang des Films gerechnet?

T W: Zunächst haben wir zu Beginn nicht gedacht, dass das Projekt so riesig werden würde. Wir haben alles immer Step by Step gemacht. Wir haben den Film schon immer für’s Kino ausgelegt, d.h. in 4K gedreht und bei den Aufnahmen und Einstellungen darauf geachtet. Aber wir haben nie so wirklich gewusst wo die Reise hingeht. Im Gegensatz zur Tour mit den Mopeds. (lacht)

J W: Das war uns auch nicht so wichtig. Ob den Film jetzt am Ende 5 oder 50.000 Leute gesehen haben, daran haben wir gar nicht gedacht. Für uns war nur wichtig, dass mit der Reise alles passt und es ein Film wird, den wir selber gerne sehen würden. Deswegen freut es umso mehr, dass ihn jetzt doch viele Leute anschauen. Das ist dann schon ein Lohn für die ganze Arbeit.

B K: Was war jetzt das allerschwierigste am ganzen Projekt? Sowohl bei der Reise, als auch bei der Erstellung des Films.

J W: Boah. (überlegt) Also bei der Reise würde ich schon sagen, das Schwierigste war das Wetter. Das kann man zwar ein bisschen mit einplanen, aber so richtig hatten wir das auch nicht. Es war dann schon so, dass wir an einem Abend, als wir mit den Mopeds unterwegs waren, gesagt haben: „Wenn ma jetzt ned irgendwo o’kemma, dann erfriern wir auf de Mopeds!“. Da haben wir wirklich schon Kopfweh bekommen.

T W: (nickt) Oh ja. Es sind zwar nur 40 Kmh, aber das unterschätzt man und es wird so elendig kalt auf dem Moped.

J W: Wenn man dann auch noch durch irgendeinen National Park durchfährt, links und rechts nur grün und kein Licht, weil die kleine Funzel vom Moped ja nicht wirklich hell ist. Da leuchtet ja eine Kerze noch mehr. (lacht)

B K: Gibt es von Euch schon weitere Projekte? Ist da schon was in Planung?

J W: Durchaus haben wir schon einige spinnerte Ideen. (grinst) Die werden wir so nach und nach vorantreiben. Aber jetzt zählt erstmal die Kinotour.

B K: Habt Ihr eine bayerische Lieblingsserie?

J W: (überlegt) „Pumuckl“ ist schon bayerisch und zählt, oder?

B K: Na hör mal. Logisch!

J W: (lacht) Ok, dann nehm ich „Pumuckl“.

T W: Also ich finde „Irgendwie und Sowieso“ geil. Aber es gibt so viele Gute.

J W: Es wird da auch mal wieder Zeit für so eine richtige Kultserie…

T W: „Monaco Franze 2“ (lacht)

B K: Da seids Ihr dann am Zug. Danke für das Gespräch und viel Erfolg für den Film!

Beide: Wir sagen danke!

AUSGRISSN! - Mit der Lederhosn nach Las Vegas


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