Vor fünf Jahren lief die Serie "Oktoberfest 1900". Jetzt legt die ARD
mit "Oktoberfest 1905" nach.
Das Datum der Fernseh-Erstausstrahlung ist natürlich kein Zufall:
Pünktlich zum Anstich auf dem Münchner Oktoberfests am 20. September
wird das TV-Highlight des Bayerischen Rundfunks in diesem Jahr gezeigt.
Das historische Familiendrama "Oktoberfest 1905" knüpft nach fünf Jahren
Pause nahtlos an die ARD-Serie "Oktoberfest 1900" an. In vier weiteren
Folgen wird vom unerbittlichen Kampf innerhalb des Brauerei-Clans
Hoflinger-Prank erzählt.

© ARD/BR/ARD Degeto Film/MDR/Zeitsprung Pictures GmbH/Jan
Saurer
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Brigitte Hobmeier und Klaus Steinbacher
beantworteten die Fragen der Modertorin und auch unsere...
Bayerische Kultserien:
Klaus, von welcher der heutigen Brauereien
wärst Du gerne der Chef?
Klaus
Steinbacher:
Boah,
das ist eine super gemeine Frage. (lacht) Ich glaube schon eher von
einer der kleineren Brauereien. Ich finde z.B. das Hoppebräu sehr gut, die
sind bei mir in der Gegend und haben einen sehr schönen Biergarten. Eine
sehr kleine Brauerei, aber ich kenne den Chef Markus persönlich und finde es
sehr cool, was die machen. Deswegen wäre ich gerne außen vor, was den ganz
großen Konkurrenzdruck angeht.
B
K:
Damit hast Du Dich jetzt sehr diplomatisch aus dem großen
Bierzirkus rausgehalten.
K S:
Exakt! (lacht) Ich muss aber auch das Augustiner hervorheben, weil
sie keine Werbung machen und zu über 50% der Stiftung gehören. Das hat für
mich auch einen gewissen Charme.
B K:
Als wir uns damals zur ersten Staffel von
„Oktoberfest 1900“ unterhalten haben, war meine Frage ja schon, ob es
eventuell eine zweite Staffel geben würde. Wie groß war die Freude, dass es
tatsächlich so gekommen ist?
K S:
Riesig! Vom letzten Drehtag der ersten Staffel an, bis vor ca. einem Jahr,
habe ich gehofft, dass es weitergeht. Ich fand einfach, dass das Ende der
ersten Folgen einfach eine Fortsetzung verlangt. Ich wollte nochmal in die
Figur eintauchen und mit diesen großartigen Kolleginnen und Kollegen
spielen. Ich habe mir auch schon gedacht, dass sich meine Figur Roman ein
bisschen von einer dunkleren Seite zeigen könnte und darauf hatte ich als
Schauspieler total Lust.
B K:
Wie hat Roman sich denn weiterentwickelt?
K S:
Einfach gesagt, ist er erstmal fünf Jahre älter geworden und fünf Jahre mit
Clara verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, weswegen auch ein anderer
Druck vorhanden ist. Roman will unbedingt die Familie ernähren und keine
Schwächen zeigen. Das zeigt sich in der zweiten Staffel sehr stark und es
wir spannend, ob er etwas lernt und darüber hinwegkommt. Entscheidend ist
auch der Konflikt zwischen seinem Schwiegervater Curt Prank und ihm, der
jetzt fünf Jahre lang gebrodelt hat.
B K:
Verbitterung war bei Roman ja immer zu
spüren. Wie bereitest Du Dich auf so eine Rolle vor?
K S:
Die
Vorbereitung jetzt, war natürlich noch mal anders als davor. Ich hatte das
alles schon gelesen und das Hintergrundwissen noch draufgehabt. Vor der
ersten Staffel war ich noch öfter zur Vorbereitung im Bier- und
Oktoberfestmuseum. Diesmal bin ich nur noch dort hin, um meinen Text zu
lernen, weil ich den Ort dafür passend fand. (lacht) Beim Lernen habe ich
auch schnell gemerkt, dass alles schon da und im System drin ist. Ich hatte
die Figur schon mal gespielt und weiß, worum es ihr geht. Es ging dann mehr
um die Situationen, die ihm passieren. Es war ehrlich gesagt einfach laufen
lassen und spielen.
B K:
Wenn man als Schauspieler bei so einer
historischen Geschichte dabei ist, wie sehr hilft Dir da so ein Kostüm, um
in die Rolle zu kommen?
K S:
Auf
jeden Fall. Für die erste Staffel habe ich von meiner Mama einen alten
Trachtenhut mitbekommen, weil sie schon gehört hatte, worum es geht. Ich
hatte dann meinen eigenen Hut für die Rolle. Für die zweite Staffel hat mir
ein Hutmacher aus dem Tegernseer Tal einen Hut angefertigt, weil er meinte,
der wäre doch was für den Roman. Das ist also mein eigener Hut und er hat
mir wieder sehr geholfen. Den sieht man auch öfter in der Serie.
B K:
Welches Feedback hast Du vor allem nach
der ersten Staffel bekommen? Du bist mit dieser Serie schon noch mal mehr
ins Rampenlicht gerückt kann man sagen.
K S:
Die
Preise, die ich bekommen habe, waren natürlich schön. Ich habe zwei
Nachwuchspreise bekommen. Einmal die Romy und einmal den bayerischen
Fernsehpreis. Man merkt schon, dass man daraufhin nochmal andere Anfragen
bekommt, was mir natürlich sehr geholfen hat. (überlegt) Ich glaube seit
„Oktoberfest 1900“ hat man mir auch zugetraut, dass ich tragende Rollen
spielen kann. Man muss sich ja leider immer erst ein bisschen beweisen in
dem Fach. Den hatte ich damit erbracht und das war für mich schön.
B K:
Wie war das Wiedersehen für Euch alle?
K S:
Toll!
Ein paar von uns haben sich zwar schon hin und wieder mal gesehen, aber alle
zusammen, das war großartig. Wenn ich in einer Gang wäre, dann wäre ich gern
in dieser! (lacht) Mišel, Gitti, Mercedes, Marw… auch mit Ronny,
unserem Autor und Stephan unserem Regisseur. Ich glaube das wäre eine
ziemlich coole Gang. (lacht)
B
K:
Bestünde denn
die Bereitschaft zu einer dritten Staffel?
K S:
Ich hoffe doch. Ich finde es gäbe noch genug Stoff dafür.
B K:
Was ist Dein Lieblingsfahrgeschäft auf dem
Oktoberfest?
K S:
Die
Fahrt ins Paradies. Das ist auf der alten Wiesn und der Chef spielt dort
live mit dem Saxophon. Ein kleines altes Karussell, sehr süß und
sympathisch.
B K:
Weißt Du noch welche bayerische Serie Du
als Liebling in unserem ersten Interview genannt hast?
K S:
(überlegt)
Ich glaube „Pumuckl“.
B K:
Stimmt!
K S:
Ich
schaue das auch nach wie vor sehr gerne. Die neuen Folgen finde ich
fantastisch! Ich kenne den Flocki (Florian Brückner) und er ist der liebste
Kollege der Welt. Es gibt niemanden besseren für diese Rolle und als ich die
ersten Folgen gesehen habe, hätte ich weinen können. Respekt, wie man das so
liebevoll in die heutige Zeit holen kann.
B K:
Vielen Dank Klaus.


Im Fokus der Fotografen stand auch Daniel Christensen, der uns ebenfalls
etwas über seine Rolle erzählte...
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Bayerische Kultserien:
Daniel, welcher heutige Brauerei-Besitzer
wärst Du gerne?
Daniel
Christensen:
Oh,
das ist eine überfordernde Frage, weil ich mich zu schlecht auskenne. Der
beste natürlich! (lacht) Es ist schon sehr verfänglich hier etwas zu
sagen, aber eventuell bin ich eher der Augustiner-Typ.
B
K:
Kannst Du kurz die Rolle des Carl Samuel beschreiben, den Du
in „Oktoberfest 1905“ spielst?
D C:
Carl
Samuel beruht auf einer einstmals tatsächlich existierenden Figur. Nämlich
dem Schausteller Carl Gabriel, der tatsächlich das Hippodrom auf dem
Oktoberfest hatte und auch wirklich die Idee hatte, dort nackte Frauen auf
Pferden im Kreis laufen zu lassen. Womit Carl Gabriel aber eigentlich
berühmt geworden ist, ist das er den Kinematographen nach Deutschland
gebracht hat und als erster auf dem Oktoberfest Kino gezeigt hat. Das ist
die wahre historische Geschichte der Figur. Solche Hintergründe finde ich
sehr spannend.
B K:
Was ist das Besondere, wenn man bei
solchen Historie-Produktionen mitmachen kann?
D C:
Das
tolle am historischen Kontext ist, dass es alles so durchdrungen ist und man
mehr in die raue Kiste greifen kann. Die Grobschlächtigkeit und Direktheit
der Leute, die ja doch, zumindest stelle ich mir das so vor, existentieller
gelebt haben. Der Tod war schneller da und im Alltag ging es immer ums
Überleben. Das hat etwas Griffigeres und Direktes. Wenn dann noch bayerische
Sprache und altbayerische Begriffe dazukommen, dann wird es so richtig schön
tief.
B K:
Man hört oft, dass auch das Schlüpfen in
so ein historisches Kostüm für einen Schauspieler nochmal eine große Rolle
spielt.
D C:
Das
stimmt auf jeden Fall, damit ist es nochmal stärker, wobei es auch auf die
Rolle ankommt. Wenn man jetzt so einen Strizzi und Gauner wie den Carl
spielt, dann ist das nochmal mehr der Fall, weil der natürlich aus dem
Vollen kommt. Er ist ein durchtriebener Hund durch und durch und mit allen
Wassern gewaschen. Da kann man sich als Schauspieler richtig schön rein
begeben und großartige Schlagschatten kreieren. Bei der Schauspiellehre sagt
man immer: Die Figur hat immer recht! Du selbst als Mensch darfst eine
Rolle, auch wenn man einen Mörder oder Vergewaltiger spielt, nicht
anzweifeln. Die Motive der Figur sind sozusagen immer lauter. Das ist
nochmal schöner, wenn das in einem historischen Kontext so richtig griabige
Figuren sind.
B K:
Strizzis und Gauner sind Dir ja nicht so
unbekannt, wenn ich da jetzt an den Flötzinger aus den Eberhofer-Filmen
denke. Trotzdem ist das nochmal etwas ganz anderes. Beim Krimi aus Portugal
„Lost in Fuseta“ spielst Du auch einen ganz anderen Typen. Ist es Dir
wichtig verschiedene Rollen zu verkörpern?
D C:
Wenn
man mich und meine Karriere kennt, dann ist es ja z.B. so, dass ich gar
nicht aus dem bayerischen Fach kam. Das hängt mit meiner dänischen
Staatsbürgerschaft und meinem dänischen Namen zusammen. Deshalb lag das
Bayerische erstmal gar nicht so nahe. Irgendwann mal hat eine Casterin mich
darauf angesprochen, ob ich Bayerisch kann, da sie gelesen hat, dass ich in
Bayern geboren bin. Mein Vater ist Bayer und ich konnte natürlich die
Mundart. Dadurch ist das eigentlich entstanden. Die Vielfältigkeit war bei
mir immer gegeben. Der Ignaz Flötzinger, mit dem man mich am meisten
verbindet, ist ja nur ein sehr geringer Ausschnitt von dem, was ich alles
mache. Die Bekanntheit der Rolle liegt ja am Erfolg der Filme und das macht
ja auch überhaupt nichts. (lacht)
B K:
Lass uns kurz beim Eberhofer bleiben, wo
es ja bei den Filmen eine etwas längere Pause als sonst gab. Wieder ein
großes Klassentreffen für Euch Darsteller?
D C:
Mit
Sicherheit. Den letzten haben wir tatsächlich schon vor drei Jahren gedreht.
Ich bin gespannt, ob die anderen grau und dick geworden sind. (lacht)
Ich zumindest nicht! (lacht)
B K:
Es gab ja nach dem letzten Eberhofer-Film
ein paar Kontroversen. War das bei Euch Schauspielern auch ein Thema?
D C:
Damals waren wir schon erstmal vor den Kopf gestoßen, ich glaube das kann
man so sagen. Wir waren gerade auf den Kinotouren zum Film unterwegs und
plötzlich wird man als Darsteller bei der Premiere damit konfrontiert, dass
sich die Autorin distanziert. Ein paar Tage später haben sich aber schon die
Wogen geglättet und man kann, wenn man etwas tiefer reinschaut, auch alle
Seiten verstehen. Es ist einfach Rita Falks Baby und die Meinung kann man ja
auch so stehen lassen.
B K:
Was ist Dein Lieblingsfahrgeschäft auf der
Wiesn?
D C:
Ich
halte es da mit Gerhard Polt: „Mia müss ma mit da Geisterbahn fahrn!“.
(lacht) Erst ins Bierzelt und dann Geisterbahn, weil wenn man eine gute
Resilienz hat, dann können einem die Geister nichts anhaben. (lacht)
B K:
Dann bitte auch ein Stuhlbein mitnehmen,
wie es so schön in dem Polt-Sketch „Attacke auf Geistesmensch“ beschrieben
ist.
D C:
(lacht)
An Stuihaxn, genau!



Ab dem 12. September ist die Serie ”Oktoberfest 1905” in der ARD Mediathek
zu sehen. Am 20. September, dem Eröffnungstags des Münchner Oktoberfests,
zeigt das Erste dann alle vier Folgen.
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